Am

Fou Zoo Bratislava

Wer hätte gedacht. dass so ein ungemütlicher, nebeliger Vormittag noch solch kulinarische Sensationen auf den Tisch knallen kann,...
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Ein Gastronom aus dem Süden von Wien gab mir den Tipp ich soll mir doch mal das Fou Zoo in Pressburg ansehen. Pressburg, die österreichische Bezeichnung für Bratislava, ist in weniger als einer Stunde von Wien zu erreichen und ein Versuch wert. Die letzte kulinarische Bombe ließ Plachutta hochgehen und ich bin heiß auf Neues.

Das Restaurant Fou Zoo liegt 10 Minuten hinter der österreichischen Grenze Kittsee in einem schmucklosen, tristen und monotonen Quartier. Die Temperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt, der Nebel schluckt alles Licht, der ehemalige Ostblock ist förmlich zu fühlen. Es fehlt nur noch die patrouillierende Garde samt deren prächtiger Uschankas. Alles andere als einladend.

Im Restaurant offenbart sich eine ganze andere Welt. Tritt man durch den dicken Vorhang am Eingang, fühlt man sich wie in einem Paralleluniversum. Das kling jetzt schon ziemlich abgehoben. So kommt es mir auf die ersten 15 Minuten auch vor. Nach der besagten Viertelstunde beginne ich mich wohl zu fühlen. Die Atmosphäre ist zwar kühl aber nicht steril, in der Mitte des Raumes ruht eine gewaltige, weiße Insel aus Kunstharz. Es wirkt als wäre sie von einem anderen Stern. Diese Insel stellt den Mittelpunkt für das Servicepersonal dar, es könnte durchaus die Kommandozentrale eines Raumschiffes sein.

Wir entschließen uns die "Einmal-alles-was-die-Küche-hergibt-Variation" zu bestellen. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen aber es werden wohl an die zehn Gänge gewesen sein.

Die einzelnen Gänge sind mit so einer Raffinesse zubereitet, wie ich es seit Langem nicht mehr gesehen habe. Die Küche zaubert gekonnt eine Mischung aus panasiatischer Spezialitäten- und experimenteller Molekularküche. Es kommt zu völlig überraschenden Kreationen. Kombinationen, Temperaturen und Texturen werden vollkommen aus dem Kontext gerissen und neu interpretiert. So wurde zum Beispiel ein kaltes Thai-Curry serviert. Der vermeintliche Maiskolben aus Vanilleeis entpuppt sich als ein kaltes Etwas mit Maisgeschmack. Ziemlich verwirrend. Das Curry selbst hatte die großporige Struktur von einem Küchenschwamm. Es war übrigens das einzige Mal, dass der Servicekraft ein Anflug eines Lächelns über ihr unterkühltes Gesicht gehuscht ist als ich diesen Teller mit "and now we proudly present you our kitchen sponge" kommentiert habe. Das Foto ist im letzten Drittel zu finden.

Die Garnelen waren mit einer Kombination aus Wasabi- und Avocadocreme überzogen - sensationell! Das Beef eines der besten die ich je gegessen habe - und ich habe in den letzten Jahren sehr viel Beef gegessen. Besonders zu erwähnen ist die Lobsterbrühe mit einem rot gefärbten Wachtelei. Das war einer der vielen Höhepunkte. Schön kräftig im Geschmack und trotzdem mit der nötigen Leichtigkeit dank des großzügig eingesetzten Korianders.

Die absolute Sensation jedoch war das grande finale. Die Crew des Fou Zoo nannte es das "Drachenei". Schokolade, Drachenfrucht, Passionsfrucht und heißes Karamell, klingt einfach - war jedoch der Brüller. Die haben ein Eis in ein hohles Ei aus Schokolade gepackt und mit heißem Karamell übergossen. Das Ei schmilzt und zum Vorschein kam das Eis aus Passionsfrucht. Das Eis war überhaupt das intensivste das ich je gegessen habe, sowas von intensiv! In Kombination mit dem heißen Karamell entfalten sich hier Aromen die ich davor nicht kannte.

Da ich mich als Foodblogger outete hat mich der Küchenchef persönlich in die Küche eingeladen um noch das eine oder andere Foto zu schießen. Die Jungs kochen zwar auf beengtem Raum es ist aber sauber, aufgeräumt und top organisiert.

Komme ich wieder? Es ist zwar auch für österreichische Verhältnisse kein billiger Spaß aber ich bin überzeugt, dass bei meinem nächsten Aufenthalt in Wien einen Ausflug nach Bratislava machen werde. Zu intensiv war das kulinarische Erlebnis!