Stromboli is a bitch Teil 1
Klingt heftig, oder? Ich bin Obmann des Herrenvereins „Peregrinatio Nostra 1915“ und unser heuriger Ausflug führte uns auf die Eolischen Inseln, genauer gesagt auf den aktiven Vulkan Stromboli.Kulturell, kulinarisch und zwischenmenschlich gesehen kann man diese drei Tage durchaus als Bildungsreise werten. Was wir von Süditalien gelernt haben möchte ich nun umreißen. Die Ankunft alleine war schon etwas turbulent. Da wir 15 Personen sind müssen wir am Flughafen in Palermo zwei Ford Transit mieten. Ich,der strukturierte Österreicher, habe selbstverständlich schon Monate vor der Abreise die Wagen online gebucht – damit wir nicht am Flughafen stehen und der Vogel hinter dem Tresen „scusa“ sagen kann. Die Wagen sind bezahlt, jedoch will er genau die Kreditkarte sehen, mit der ich gebucht habe. Die habe ich nicht dabei – somit muss alles storniert und ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.Die Kosten verdoppeln sich dabei – logisch, hab ja auch nicht vorher schon gebucht. Ich bleibe ruhig, hilft ja nichts. Endlich sitzen wir in den Bussen und wir können die Strecke nach Milazzo, immerhin 240 km, in Angriff nehmen. Die Autostrada A20 ist in so einem guten Zustand, dass der Transit regelmäßig an seine physischen Grenzen gerät.
Die Schlaglöcher sind nicht das Problem – bei entsprechend hoher Geschwindigkeit fliegt der Transit förmlich darüber. Das Problem sind die Bodenwellen, da schlägt der Bus regelmäßig mit dem Rahmen auf den Achsen auf –die Federwege sind der Straße nicht gewachsen. Die Garnitur bilden dabei die extremen Seitenwinde sobald man aus den Tunnel an die frische Luft fährt. Die Tunnel sind mehr grob in den Stein gehauene Löcher, so wie unsere Vorfahren in engen Stollen Feuersteine aus dem Fels geklopft haben.
In unserer Unterkunft angekommen organisiert uns Pino, der Gastgeber, ein Gasthaus. Zufällig ist der Wirt der Gaststätte ein Verwandter von ihm – man hilft sich. Das Essen ist einfach aber vom Feinsten.Frische Köstlichkeiten aus dem Meer ohne Schnickschnack. Für den Wirt sind wir ein Glücksgriff – 15 Hunnen, die nette Umschreibung für alles deutschsprachige auf diesem Planeten, bescheren ihm zu später Stunde den Umsatz seines Lebens.Bei der Rechnung ist er dann genauso einfach unterwegs wie seine Küche. Im Augenwinkel sehen wir wie er sehr lange am angemessenen Preis feilt. Seine Mundwinkel ziehen sich immer weiter nach oben und nach einer guten Stunde sind die blitzenden Zähne zu sehen. Der Maestro hat sich mit sich selbst auf einen Preis geeinigt, mit dem er im Anschluss alle seine Bediensteten für die letzten Wochen bezahlen wird. Die Rechnung besteht aus einem abgerissenen Schmierzettel auf dem genau drei Zahlen zu finden sind. Anzahl der Personen, Preis pro Person und die Multiplikation davon. Wie viel der Staat davon zu sehen bekommen ist allen klar. Aber: wenn jeder auf sich schaut, ist auf alle geschaut. Ich, als Obmann, übernehme die Rechnung und somit sieht der Wirt zum ersten Mal in seinem Leben einen rosaroten Euroschein. Er riecht, er hält ihn ins Licht, er reibt ihn zwischen den Fingern, er rollt ihn, zieht seine bis zu dem Zeitpunkt sehr unnahbare Bedienung zu Rate und kommt schließlich zum Schluss, dass das kein Spielgeld aus der Kasse den Kaufmannsladens meiner Kinder ist. Er ist echt und alle sind happy, bei der Bedienung müssen wir von jetzt an aufpassen, dass sie bei keinem von uns hängen bleibt.