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Ein Gamsrücken muss her!

Vor ein paar Tagen bekam ich die Gelegenheit mit meinem Blog bei einem Wettbewerb mitzumachen. Ein regionales Leitprodukt aus den Genussregionen Österreich sollte es sein. Kann nicht so schwer sein,...
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Für mich als Vorarlberger kommen natürlich nur Produkte aus meiner eigenen Heimat in Frage. Das Ländle-Kalb und der Sure Käs fallen gleich aus meiner eigenen Favoritenliste. Surer Käs ist für Nicht-Vorarlberger schwer zu erklären. Surer Kees, wie die Montafoner sagen, ist ein Käse ohne Rinde, leicht salzig mit saurem Unterton. Es erinnert entfernt an Erbrochenes. Ich bin jedenfalls kein Fan davon. Das Ländle-Kalb ist mir zu gewöhnlich, ich will nicht den 1000. Kalbsrücken online stellen, den machen andere besser als ich.


In Vorarlberg gibt es aber noch andere Leitprodukte, so zum Beispiel das Kleinwalsertaler Wild oder das Bregenzerwälder Braunvieh. PERFEKT!


Der 1. August ist für die Jägerschaft ein wichtiger Tag, denn von diesem Tag an sind Gämsen wieder bejagbar und so stimmt der Jäger, den ihr aus meinen vorherigen Beiträgen bereits kennt, einer spontanen Jagd zu. Er hat in seinem Revier ein paar Gämsen stehen, wir verabreden uns auf seinem Hof. Ich packe meinen Rucksack mit Foto und Videoequipment in seinen Geländewagen, der Hund darf auch mit und schon geht es los. Ist klar, dass er mich belächelt. In Jeans und einem roten Hemd sehe ich nicht wirklich wie ein Weidmann aus. Zumindest hat er mit der Farbe Rot kein Problem, Wildtiere sind "Farbenblind" und sehe unter anderem Rot nicht.


Am Berggasthof angekommen beginnt erstmal der Aufstieg. Interessant ist, dass der Hund plötzlich ganz ruhig wird und irgendwie gemerkt hat, dass er von nun an eine Ruhe zu geben hat. Er spielt nicht mehr, er macht keinen Blödsinn mehr, er trottet seinem Herrchen hinterher. Längst sind wir jenseits der Waldgrenze, vereinzelt stehen noch Baumgruppen im Gelände, es ist eine gewaltig Atmosphäre und die Stille ist förmlich zu hören.


Endlich angekommen beginnt das lange Warten. Die ersten Ameisen kriechen mir das Hosenbein hoch, ein paar Bremsen machen mir das Leben schwer. Fluchen darf ich nicht, sonst war alles umsonst. Schade eigentlich, mir fallen immer so viele Verwünschungen ein wenn ich von so lästiger Viechern geplagt werde.


Das Wild ist da, nur etwas weit entfernt - die Gämsen stehen auf einem Felsvorsprung ca 450 Meter entfernt. Spannend wie sich die beiden halbstarken aufführen. Der Jüngere zeigt über eine Stunde lang einer Latschenkiefer wer hier der Boss ist. Durch das Spektiv des Jägers können wir beobachten wie die Gämse den Busch traktiert. Die meiste Zeit sieht man nur wie das Geäste hin und her wedelt. Ich muss mir das Lachen verbeißen, da hat wohl einer Frust.


Spannend ist auch, wie wenig das Wild sich von Wanderern aus der Ruhe bringen lassen. Zwei Touristen am Abstieg von einem der umliegenden Gipfel wandern laut diskutierend in Serpentinen die saftig, grasigen Hänge in Richtung Tag. Das Reh verschwindet hinter einem der wenigen Büsche und lässt die Wanderer passieren. Sie waren bestimmt nicht weiter als 10 Meter vom Reh entfernt. Wenige Minuten nachdem die Wanderer nicht mehr zu hören sind, steht das Reh schon wieder am Weg und zupft Kräuter.


Mit der hereinbrechenden Dunkelheit lassen sich immer mehr Tiere blicken, jedoch kommt uns keines näher als 400 Meter. Zu gewagt für einen Schuss. Mittlerweile ist es kalt und dunkel geworden, wir brechen ab. Es war ein wunderbares Erlebnis, auch wenn der Schuss nicht gefallen ist. Am Tag darauf wollen wir es nochmals versuchen.


Am Tag darauf ist Norbert dabei, Norbert ist seit Jahren der Pächter und kennt das Revier wie seine Westentasche. Auch er hat seinen Hund dabei, der jedoch beim Auto warten muss und jämmerlich jault. Klar will der mit, ist auch viel spannender.


Auf halber Strecke teilen wir uns, Norbert geht auf einen kapitalen Rehbock den die beiden am Gegenhang erspähen, Reinhard und wir gehen wieder auf den Gams von gestern. Eine schlechte Entscheidung wie es sich ein paar Stunden später herausstellen wird. Am oberen Ende der Alpe sind wir plötzlich von Kühen umgeben die, so wie eben Kühe sind, extrem neugierig und aufdringlich wissen wollen wer wir sind und was will hier suchen. Der Hund hat Angst, richtig Angst. Das kommt davon, dass er schon ein paar Mal vom Elektrozaun eine gescheuert bekommen hat und diesen Schmerz mit der Kuh in Verbindung bringt, die daneben gestanden hat. Der knurrende Hund, die lästigen Kühe, nicht wirklich förderlich für eine erfolgreiche Jagd.


Mit der einbrechenden Dunkelheit müssen wir wieder abbrechen und treten den Weg ins Tal an. Norbert hatte mehr Glück. Gämsen, Rehe, Dachse, alles ging bei ihm durch, der "richtige" Bock war nicht dabei aber der Sommer hat ja noch ein paar Tage.


Bei einem Absacker in Norberts Jagdhütte komme ich nun doch noch zu meinem Gamsrücken. Tiefkühltruhe auf, Gamsrücken raus und somit ist das Gewinnermenü gesichert. Jetzt muss nur noch die Jury mitspielen. Soviel steht fest, sollte ich gewinnen, Norbert nehme ich mit nach Wien, denn da findet die Buchpräsentation zum Hobbykoch des Jahres statt.