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Wildschweinsteaks vom Grill

Ein runder Geburtstag steht an und ich habe die Ehre eine Horde Gourmets mit Essen zu versorgen. Beim Geburtstag dreht es sich um meine Mama und da gilt schon doppelt: Fail is not an option!
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Für diesen Anlass bekomme ich von Reinhard, mein Lieferant für die edelsten Teile vom Wild, einen Wildschweinrücken. Ich hatte geplant, dass der Wildschweinrücken entweder im Rohr bei Niedertemperartur über viele Stunde perfekt durchgegart wird oder, dass ich ihn in der Kugel bei relativ geringer Temperatur mache. Dachte ich zumindest, denn das Problem zeigte sich erst am Vorabend - weder die Kugel, immerhin einer der größeren der Weber-Familie, noch das Backrohr vermag den Rücken aufzunehmen. Schöner Schmarren,...


Seit ich Tom Heinzles "Wild grillen" als Standardwerk bei mir im Regal stehen habe pfeiffe ich auf Konventionen - gut ist was schmeckt und wenn dafür Wege außerhalb der Norm gegangen werden müssen, dann soll es eben so sein!


Meine Freunde auf FB lasse ich natürlich intensivst an meiner Verzweiflung teilhaben. Ich muss umdisponieren, Wildschweinkoteletts passen doch auch super. Die passen sicher super, nur wie zerteile ich jetzt diese Sau? Ich habe leider (noch) keine Knochensäge wie eine Metzgerei in meiner Küche. Das Küchenbeil ist der Aufgabe nicht gewachsen, wie ich nach 10 Minuten bemerke. Außerdem ist meine von mir bis aufs Äußerste geliebte Frau auf der Terrasse am lernen. Die kennt den Krawall aus der Küche schon, ich bin jedoch trotzdem nicht scharf darauf, ihr dieses Schlachtfeld noch erklären zu müssen. Bis an der Decke hängen die Fetzen. Von der Kaffeemaschine, dem Salzfass aus Porzellan (natürlich ein Erbstück ihrer Verwandschaft), dem Bilderrahmen mit unseren Hochzeitsfotos und vor allem den Bastelarbeiten meiner Kindergärtler ganz zu schweigen.


Es hilf nichts,... Die Lachse müssen aus dem Knochen - dann macht der Chaot eben Steaks. Die Lachse sind rasch ausgelöst, das geht im Prinzip genauso wie beim Reh, nur ist der Rücken der Sau dreimal so schwer und doppelt so lang wie der eines Rehs. Das erklärt auch, warum bei einem Zusammenstoß einer Wildsau mit einem Auto das Letztere in der Regel einen Totalschaden erleidet und die Sau vielleicht etwas verärgert abzieht. Eine Wildsau wird bis zu 250 kg schwer. Wobei bei der Beschreibung einer erlegten Wildsau eines nicht außer Acht gelassen werden darf: Jäger sind auch nur Fischer und wer Fischer im Bekanntenkreis hat, weiß wie groß so ein gefangenes Köderfischchen werden kann.


Die Steaks werden in einer Marinade aus allem was mein Arche-Noah-Gartenhergibt eingelegt. Das ganze Jahr habe ich Kräuter und Gewürze direkt aus dem eigenen Garten und derzeit wuchert er, dass es eine Freude ist. Dazu gesellt sich noch ein guter Schluck Olivenöl aus Kreta und über Nacht ab damit in den Kühlschrank.


Ich habe Angst, dass die Wildschweinsteaks zu trocken werden und ihre Form verlieren. Deswegen werden nun die Steaks mit Bauchspeck umwickelt und mit einem Rosmarinzweig fixiert. Es ist mir schon klar, dass der Rosmarin im Grill nicht lange durchhalten kann, er wird in der brutalen Hitze, welcher er ausgesetzt ist, aussehen wie ein Christbaum der am Dreikönigstag versehentlich Feuer gefangen hat.


Am großen Tag geht es dann Schlag auf Schlag. Meine Mädels in der Küche bereiten die Beilagen, Die Auberginen, das Cafe de Paris und die Gemüsepfanne beschreibe ich in einem späteren Post, es würde den Rahmen sprengen - ihr müsst heute ja noch arbeiten,...


Die Wildsausteaks kommen in die direkte Hitze, Deckel zu. Nach 5 Minuten wenden und dasselbe von der anderen Seite. Die Steaks dürfen noch etwas rasten und werden so wie sie sind, also mit dem abgebrannten Christbaum, auf den vorgewärmten Tellern angerichtet. Der Rosmarin sieht traurig aus, der Geschmack aber ist einfach nur bombe!


Ich liebe es, wenn ein Plan eskaliert!